Bericht von Maria Magdalena Marlene, Gerritteh, Heike Shahida, Beate, Andrea Khadija
Weil ein Aufenthalt im Camp und manch anderes am Herzschlag der Natur, heuer coronabedingt nicht möglich war, entschieden sich einige, u. a. auch wir für das Angebot von Firos, und meldeten uns für eine Woche Ziraat-Gärtnern an.
Wir waren eine Woche Mitte August dort. Die Woche vom 10. – 14. August war eine dieser heißen Augustwochen. Wir waren mit Firos und seiner Frau Vardan sieben Personen, die Mehrzahl von uns sechzig plus-minus. Außer Firos war noch ein alter niederländischer Freund von ihm mit dabei, eine sehr erfahrene Seele von Gärtner, von dem es eine Freude war zu lernen und seinen zärtlichen vertrauten Umgang mit Pflanzen mitzukriegen. Dann waren wir noch vier Schwäbinnen. Einige aus unserer Gruppe waren sich aus dem Camp zumindest vom Sehen seit Urzeiten vertraut, Firos wohl allen bekannt. Untergebracht waren zwei von uns in naturnahen Häuschen auf dem Gelände, eins davon lag direkt am Bach, ganz einfach aber sehr romantisch, wir andern wohnten im Haupthaus, das sehr kreativ und originell gestaltet ist.
Eine von uns Teilnehmerinnen hatte das Glück, das Häuschen am Bach zu bewohnen „Verraten hab ich es niemand… aber jeden Morgen und spät am Abend sprang ich in die ‚Fluten‘. Bitzekalt war es, was ich vom Ganges in Indien gewohnt war. Die Indienreise entfiel dieses Jahr und so war Firos' und Vardans Platz eine tolle Alternative für mich. Die Sterne funkeln auch am Allgäuer Nachthimmel hell und weiß - außer der Mars, der ist rötlich und auch zu sehen." Die Ziraat erfahrene Beate und unser geduldiger Gärtner Gerritteh lehrten mir Neuling am Firmament und zugegeben eigentlich auch im Garten, viel Neues. Auch hatte ich endlich mal wieder Zeit mit einer Freundin Zeit zu verbringen. Wir kannten uns von Suluk und hatten schöne ruhige Stunden bei Müsli oder in toller Umgebung.
Hinter dieser Hütte am Bach war auch unser Meditationsplatz, an dem wir uns nachmittags zu Meditation oder Tai Chi oder was eben angeboten wurde trafen. Eine Baummeditation von Firos ist mir, Marlene, in besonderer Erinnerung. Zu spüren, wie ich im Erdreich Wurzeln treibe, Äste und Zweige wachsen lasse oder als Blatt ganz oben sonnenbeschienen im Wind flirre und diese Botschaft wieder an meine Wurzeln schicke…und welche Botschaft meine Wurzeln wieder nach oben schickten. Ich genoss die Ruhe - nicht nur bei der Meditation - und die Schönheit und Vielfalt der Blumen und Pflanzen. Ein Dank an Firos und die Schöpfung.
Morgens starteten wir um 6 Uhr auf die Himmelswiese, um vor dem Einbrechen der Tageshitze wieder zurück zu sein. Das war für einige etwas gewöhnungsbedürftig, aber ab dem zweiten Tag klappte es dann schon ganz gut. Am ersten Tag gingen wir zu Fuß. Dank der Elemente-Atmung, die Firos frisch und leicht atmend anleitete, schafften es alle bis zur Himmelswiese. Sehr viel gearbeitet haben wir am ersten Tag da oben nicht, vielmehr haben wir einiges über die Art der Weise und die Hintergründe von UNITED NATURE erfahren. Am zweiten Morgen waren wir schon schlauer. Ein kleiner Kaffee vorneweg und los gings. Wir fuhren mit dem Auto plus Anhänger ca. fünf – zehn Minuten auf ca. 900 Meter, und während wir dann auf der Himmelswiese arbeiteten, die hauptsächlich von Wald umgeben ist, ging irgendwann die Sonne auf. Die Wiese selbst war abschüssig, mit Auto plus Anhänger konnte man da nicht reinfahren, weil sie auch sumpfig war. Eine Streuwiese. Firos mähte mit dem Motormäher, dieses Gerät kannte ich aus meiner Kindheit vom Bauernhof und es erfordert sowohl Kraft als auch Geschicklichkeit, nicht in irgendeinem Sumpfloch hängen zu bleiben, was auch einmal passierte.
Wir andern rechten das Gras zusammen, und dann luden wir es mit Gabeln auf den Anhänger. Um das Gras von weiter entfernten Arealen der Wiese zum Anhänger zu bringen und unterwegs nicht die Hälfte zu verlieren, nahmen wir eine große grüne Plane, beluden sie und schleiften diese über die Wiese dann zum Hänger.
Einige von uns erinnerten sich an Heuschober, so Dreiecksgestelle, auf die das Heu zum Trocknen für die Tiere gestapelt wurde. Oder an die Allgäuer Heinzen, 1,5 Meter hohe Pfähle, die in den Boden geschlagen werden und drei Quersprossen haben, an denen das Gras vor allem, wenn es regnete, zum Trocknen aufgehängt wurde, damit es nicht am Boden verfault. Dies stand hier nicht zur Debatte, erstens hatten wir gutes Wetter, zweitens wurde das Gemähte nicht von Tieren gefressen. Zu sauer und es ist wie bei uns … übersäuert ist eben nicht gesund.
Es war ganz schön intensiv und anstrengend, wir wussten und spürten danach im Körper, was wir getan hatten, auch am nächsten Morgen beim Aufstehen. Die wenigsten von uns waren ja an diese Art körperlicher Arbeit gewohnt. Aber sie vermittelte auch Verbundenheit mit allen Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, die Gemüse und Früchte anbauen, pflegen, gießen, jäten und ernten, bevor wir sie essen können.
Es dauerte meist gut zwei Stunden, bis wir den Wagen beladen hatten und dann heimfuhren zu einem gemütlichen und ausgedehnten gemeinsamen Frühstück. Dafür wurde am ersten Tag gemeinsam eingekauft. Wir ließen es uns gut gehen. Leckere Sachen vom Reiscracker bis zum Kürbiskernöl und immer Tee mit frischen Kräutern aus unserem Garten.
Die Himmelswiesenarbeit nahm morgens und spätnachmittags, wenn die Wiese wieder im Schatten lag, jeweils ca. zwei Stunden ein, also täglich etwa vier Stunden. Natürlich begannen und beendeten wir sie immer mit einer kleinen Ziraat-Einstimmung. Am letzten Tag hatten wir es schließlich geschafft und sie war fertig abgeerntet was uns alle freute. Gleichwohl ging es aber nicht primär um das geleistete Arbeitspensum, sondern um das bewusste Arbeiten und Sein in der Natur und mit den Pflanzen, und dabei auch auf den eigenen Körper, seine Belastbarkeit und das für jeden stimmige Arbeitstempo zu achten.
Nach dem Frühstück luden einige von uns, frisch gestärkt, den Wagen ab. Beate war immer dabei, sie war aufgrund ihrer vielfältigen praktischen Erfahrung, nicht nur in Ziraat, der Vertrautheit mit dem Platz und ihrem unglaublich breit gefächerten Wissen eine tragende Kraft bei allen Arbeiten. Nach dem Abladen wurde es etwas sanfter. Wir arbeiteten in dem wunderbaren großen Gemüse- und Blumengarten. So eine üppige Pracht in allen Farben. Viele der Blumen waren größer als wir.
Am zweiten Tag gab es eine Garten- Führung, damit wir sahen, was es da alles gab, was da wuchs. Eine unglaubliche Fülle von verschiedenen Gemüsen, Salaten, Blumen und Kräutern. Firos schlug jeweils vor, was zu tun war und es fand sich meist von selbst, wer sich zu welcher Tätigkeit hingezogen fühlte. Die besonders pflichtbewussten Schwäbinnen ermunterte er, sich auch genug Pausen zu gönnen. Die vergaßen das schon manchmal vor lauter schaffe, schaffe …